verschiedene Formen der Depression

reaktive Depression

Die reaktive Depression unterscheidet sich von der angemessenen Reaktion auf ein trauriges oder traumatisches Erlebnis dadurch, dass der/die Betroffene nicht mehr in der Lage ist, mit Schicksalsschlägen fertig zu werden. Es kommt zu einem depressiven Kreislauf aus dem es keinen Ausweg mehr zu geben scheint.

Eine reaktive Depression dauert in den meisten Fällen nicht sehr lange und geht zurück, wenn die auslösenden Faktoren verschwinden oder wenn der/die Betroffene sich daran gewöhnt hat.

Trotzdem brauchen Menschen, die unter einer reaktiven Depression leiden, sehr viel Zuwendung und Verständnis, sonst besteht die Gefahr, dass als einziger Ausweg aus dieser hoffnungslosen Misere der Suizid gesehen wird.

neurotische Depression

die neurotische Depression betrifft meistens Menschen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren. Auslösende Faktoren sind häufig Ereignisse, die einen früheren seelischen Konflikt (meistens aus der Kindheit) wieder aufkommen lassen.

Neurotisch depressive Menschen leiden häufig nicht nur an Melancholie sondern auch an Angstzuständen sowie psychosomatischen Beschwerden und zwanghaften Verhaltensmustern. Eine neurotische Depression spricht in der Regel gut auf eine psychotherapeutische Behandlung an. Welche Form der Therapie jedoch am sinnvollsten und effektivsten ist, hängt extrem von der betroffenen Person und den Aspekten der Depression ab.

Meistens reicht eine Psychotherapie - manchmal ist es jedoch sinnvoll, die Therapie medikamentös zu unterstützen. Auf jeden Fall brauchen neurotisch depressive Menschen sehr viel Verständnis und Stabilität. Suizidgefahr besteht auch dann noch, wenn erste Anzeichen einer Besserung sichtbar werden.

endogene Depression

Unter dem Begriff der endogenen Depression versteht man eine Form der Erkrankung, deren Ursache nicht eindeutig erklärbar ist. Vermutet wird eine Stoffwechselstörung im Gehirn, die auch wissenschaftlich nachgewiesen werden kann. Die Symptomatik ist ähnlich der neurotischen Depression - mit der Ausnahme, dass ein auslösendes Ereignis fehlt. Außerdem leiden endogen depressive Menschen weniger an zwanghaftem Verhalten oder Phobien, dafür aber häufig an manisch-depressiven Schüben.

Diese Schübe werden "affektive Psychosen" genannt, weil bei ihnen vorwiegend die Stimmung krankhaft verändert ist - während einer depressiven Phase kommt es zu einer extremen Senkung von Stimmung, Appetit sowie Sexualität - während einer manischen Phase dagegen zu einer euphorischen Stimmung, übertriebenem Drang zu sprechen, sowie krankhafter Schübe extremen Verlustes der Kontrolle. Es gibt Fälle der affektiven Psychosen, in denen der Patient bzw. die Patientin ausschließlich depressive oder manische Phasen durchlebt. Besonders kritisch ist der sprunghafte Wechsel zwischen den depressiven und manischen Schüben.

Für diese Form der Erkrankung werden unterschiedliche Fachbegriffe verwendet: "manisch-depressive Affektstörung” “bipolare Störung" "Zyklothymie". Menschen die an einer manisch-depressiven Affektstörung leiden, haben von allen Formen der Depressionen das höchste Selbstmordrisiko. Die Selbstmordrate ist dabei erstaunlicherweise erheblich höher während der manischen Phasen, da hier sprunghafte spontane Handlungen charakteristisch sind. Typisch ist auch, dass manisch-depressive Suizidkandidaten im Gegensatz zu reaktiven Depressiven keinerlei Signale über den bevorstehenden Suizidversuch senden - d.h. sie planen nicht, sondern treffen teilweise sehr spontane irreversible Entscheidungen. Bei manisch-depressiven Störungen sind sowohl eine psychotherapeutische als auch eine medikamentöse Behandlung unbedingt notwendig. Teilweise ist sogar ein stationärer Aufenthalt in einer neurologischen Klinik notwendig.

exogene Depression

Bei der exogenen Depression, auch als reaktive oder neurotische Depression bezeichnet, reagiert ein Mensch auf Lebensumstände mit Depression. Wenn die Umstände traurig sind: Todesfall, Scheidung, Arbeitsplatzverlust usw., läßt sich die Stimmungsveränderung leicht nachvollziehen. Manchmal reagieren Menschen jedoch auch depressiv auf kleinere Veränderungen im Leben, die einem anderen Menschen nichts anhaben würden.

Für Depressionen gibt es viele Gründe. Sie können mit aufgestauten Gefühlen zusammenhängen, die nie richtig verarbeitet wurden. Möglicherweise mußte der Mensch einen Schicksalsschlag nach dem anderen erleiden und hatte dadurch keine Zeit, Dinge aufzuarbeiten. Genausogut könnte es sein, daß ein Mensch aus Gewohnheit mit Depression reagiert, weil ihm irgendwann beigebracht wurde, so zu reagieren. Genauso, wie man einem Kind beibringen kann, ängstlich zu sein, kann man ihm auch beibringen, depressiv zu sein.

gemischte Depression

Viele Menschen leiden an einer Mischung aus exogener und endogener Depression. Unter schwierigen Lebensumständen und der durch neurotisches Verhalten verminderten Fähigkeit, damit umzugehen.

agitierte Depression

In der Regel führt Depression zu Antriebsminderung, doch bei dieser Art von Depression kommt es zu Unruhe, Angst und Rastlosigkeit. Der betroffene Mensch kommt nicht einmal zu der Ruhe, die die Depression normalerweise mit sich bringt.

lächelnde Depression

Manche Menschen tun alles, damit man ihnen ihre traurige Stimmung nicht anmerkt. Es sind dies die ewigen Spaßmacher, die Humor als Mittel benutzen, um ihren Schmerz zu verstecken und ihre Mitmenschen zu täuschen. Manche sprechen vom sogenannten Clownsyndrom: lächelnder Mund und traurige Augen.

lavierte Depression

Bei dieser Form, auch maskierte Depression genannt, sind die Symptome physischer Art: Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden usw. Der betroffene Mensch ist sich der Ursachen seiner Beschwerden oft nicht bewußt und leugnet Depressionen.

manisch-depressiv

Selbsthilfe ist nur bei leichteren Fällen dieser Art von Depression sinnvoll, sie kann jedoch in Verbindung mit medikamentöser Behandlung sehr wirkungsvoll sein. Wer hier achtsam bleibt, kann Rückfälle vermeiden.

Manische Depression bedeutet extreme Stimmungsschwankungen. Manche Betroffenen empfinden ein Hoch als sehr positiv, andere wiederum als ebenso negativ wie ein Tief, weil sie wissen, daß sich ihre Persönlichkeit verändert. Auch die Mitmenschen solcher manisch Depressiver leiden darunter. Die Gedanken und Handlungen des manisch Depressiven sind so hochgepuscht, daß er schneller arbeiten, kreativ sein und in der Regel viel erreichen kann, aber genausogut kann er leichtsinnig Auto fahren, weitreichende Entscheidungen treffen oder mit Geld verschwenderisch umgehen. Er kann diese Einstellung auch Beziehungen gegenüber haben - weg mit dem Alten, her mit dem Neuen. Wenn Sie einen Freund haben, der sich so verhält, könnte es sein, daß er innerlich ausgebrannt ist und Hilfe braucht. Ihn davon zu überzeugen ist in der Regel keine leichte Aufgabe. Er denkt höchstwahrscheinlich, daß das Leben wunderbar ist. Aber wie lange? Das Nervensystem kann nicht mithalten - was sich zu solchen Höhen aufschwingt, muß zwangsläufig tief fallen. Der Zusammenbruch wird kommen.

SAD

Die saisonal abhängige Depression ist eine jedes Jahr zur gleichen, meist lichtarmen Zeit wiederkehrende Depression und wird deshalb Winterdepression genannt. Sobald die Tage im Herbst kürzer werden, zeigen sich beim betroffenen Menschen Symptome, die sich verstärken, je kürzer die Tage werden.

Die Depression äußert sich anfänglich in einem gesteigerten Schlafbedürfnis und verminderter Konzentration und steigert sich zu Angst, Unruhe und mangelnder Libido. Weitere Symptome sind Gliederschmerzen und Heißhunger auf Süßes. Mit einsetzendem Frühjahr verschwinden die Symptome allmählich, und ungefähr im Mai können die Betroffenen wieder normal leben. Bedauerlicherweise führt bei manchen die durch die Krankheit alljährlich hervorgerufene Zerrissenheit letztlich zu einer »normalen Depression«, weil sie irgendwann nicht mehr in der Lage sind, jedes Jahr im Frühling die Scherben wieder zusammenzufügen. Studien werden abgebrochen, Arbeitsplätze verlassen und Beziehungen aufgegeben.

Zum Glück läßt sich der Krankheit, hat man sie erst einmal erkannt, tatsächlich vorbeugen, wie neuere Studien belegen. Die Behandlungsmethode ist faszinierend: Sie besteht darin, daß der Erkrankte vermehrt dem Tageslicht ausgesetzt wird, in schweren Fällen muß er sich einer Lichttherapie unterziehen. Die Zirbeldrüse wird durch das Licht angeregt, sie produziert die notwendigen Hormone, und das Problem ist aüs der Welt. In leichteren Fällen genügt es vielleicht schon, wenn sich der betroffene Mensch zur hellsten Zeit des Tages 2o bis 30 Minuten lang im Freien aufhält oder in der Nähe eines Fensters arbeitet. Wenn die Symptome schwerwiegend sind, kann es notwendig sein, die Lichttherapie zu Hause durchzuführen, ansonsten unterzieht man sich der Behandlung mit Licht in Arztpraxen und Krankenhäusern.